Merit Order Prinzip: Das bestimmt den Strompreis
Merit-Order kann aus dem Englischen mit Reihenfolge der Vorteilhaftigkeit übersetzt werden und bringt das Kernelement dieses Systems recht gut auf den Punkt. Das heißt: Der am günstigsten produzierte Strom wird zuerst ins Netz eingespeist, gefolgt von jenen Kraftwerken mit den nächsthöheren Kosten.
Wie funktioniert die Merit-Order
Das letzte Kraftwerk, das seinen Strom liefert, ist somit das teuerste. Und ab diesem Moment bestimmt die Merit-Order den Preis des Stroms. Sie orientiert sich nämlich am teuersten Kraftwerk und seinem Angebot.
Dieses wird jeweils am Tag vor der jeweiligen Lieferung an der Strombörse ermittelt. Dabei melden sowohl Angebots- als auch Nachfrageseite ein, wie hoch der Strombedarf ist, der verkauft bzw. gekauft werden soll.
Der Schnittpunkt, an dem sich Angebot und Nachfrage decken, wird Einheitspreis (Market Clearing Price) genannt.
Und dieser bestimmt den Strompreis für alle Anbieter. Er garantiert die bestmögliche Versorgung und zugleich die bestmöglichen Erträge für Anbieter. Liegt ein Anbieter über dem Einheitspreis darf er an diesem Tag nicht liefern.
Warum wird das Merit-Order-System so oft kritisiert?
Ausgelöst durch die Energiekrise kam auch das Merit-Order-System in die Schlagzeilen. Warum? Der Energiebedarf kann aktuell noch nicht von nachhaltigen Quellen gedeckt werden. Das heißt: Gas muss auch zum Einsatz kommen, um den gesamten Bedarf zu decken. Und der Gaspreis ist explodiert und befindet sich immer noch auf einem Rekordhoch.
Da sich das Merit-Order-System am teuersten Kraftwerk orientiert, ist der gesamte Strompreis enorm gestiegen. Da reicht bereits ein Gas-Kraftwerk aus, um den Preis für alle zu erhöhen.
Die Krux des Merit-Order-Systems ist dabei, dass es ursprünglich nicht für ein Stromsystem gedacht war, das von erneuerbaren Energien dominiert wird. Windkraft, Photovoltaik und auch Wasserkraft haben zwar sehr niedrige Grenzkosten, weil sie keinen Brennstoff und keine CO2-Zertifikate benötigen, dafür sind die Fixkosten für Investitionen und Personal verhältnismäßig hoch.
Seit wann gibt es das Merit-Order-System?
Das Modell wurde 2001 eingeführt, als der Strommarkt liberalisiert wurde. Davor gab es in Österreich lediglich den Verbund, neun Landesenergiegesellschaften sowie kleinere Stadtwerke. Netz, Versorgung und Vertrieb waren bei den jeweiligen Stromanbietern gebündelt und die Preise behördlich festgelegt.
Mittlerweile sind die Stromnetze vom Stromhandel wirtschaftlich getrennt. Um Strom nun EU-weit handeln zu können, musste eine gemeinsame Preisbildungsmöglichkeit gefunden werden. Und das Merit-Order-System wurde eingeführt.
Welche Alternativen zum Merit-Order-Prinzip gibt es?
Immer lauter werden aktuell die kritischen Stimmen zum Merit-Order-Prinzip. Mögliche Ablösen werden von Experten diskutiert – wir stellen sie hier kurz vor:
- Pay-as-bid-Modell oder das Schweizer Modell: In der Schweiz ist der Energiemarkt nicht liberalisiert. Das heißt, die Kundinnen und Kunden können sich ihren Stromanbieter nicht aussuchen. Bezahlt werden muss genau der Energiemix, der gekauft wird. In diesem Modell gibt es also einen Durchschnittspreis, der für alle gilt.
- Multi-Merit-Order-Modell: In diesem Fall würden die Energieträger gestaffelt. Also Sonne und Wind wären zum Beispiel ein eigener Marktbereich, ebenso wie Kernenergie oder Kohle und Gas.
- De-Liberalisierung: Diese Variante gilt als sehr abwegig.