Österreich im August erstmalig auf Stromimporte angewiesen

Stromimporte in AT

Im August 2024 musste Österreich aufgrund eines Rückgangs bei der Produktion aus erneuerbaren Energien, insbesondere aus Wasserkraft und Windenergie, erstmals in diesem Jahr mehr Strom importieren als exportieren. Insgesamt konnten im August 5.192 Gigawattstunden (GWh) Strom durch erneuerbare Energiequellen produziert werden, was rund 99 Prozent des österreichischen Stromverbrauchs (5.263 GWh) abdeckte. Wegen der geringeren Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien konnte Österreich nur an 12 Tagen Stromüberschüsse ins Ausland exportieren. Nach Abzug der Exporte wurden somit netto 30 GWh Strom importiert, was nur eine geringe Differenz darstellt.

Diese Entwicklung wirft wichtige Fragen auf: Wie kann Österreich in Zukunft sicherstellen, dass genügend Strom vorhanden ist, und gleichzeitig den Übergang zu umweltfreundlicher Energie schaffen?

Erneuerbare Energien unter Druck: Warum Stromimporte nötig wurden

Extreme Wetterbedingungen wie Trockenheit, Hitze, schwacher Wind und fehlender Regen führten im August zu einer Beeinträchtigung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen. Wasserkraftwerke, die normalerweise den Großteil des erneuerbaren Stroms liefern, verzeichneten mit 3.635 GWh eine um 20 % geringere Produktion im Vergleich zum Vorjahr, da die Wasserstände der Flüsse und Speicherseen stark zurückgingen. Auch die Windkraft war stark betroffen und lieferte mit 459 GWh rund 19 % weniger Energie als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Diese Ausfälle verdeutlichen die Abhängigkeit der erneuerbaren Energien von stabilen klimatischen Bedingungen und werfen Fragen zur zukünftigen Versorgungssicherheit auf.

Stromerzeugung AT

Quelle: APG, Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien pro Woche in den letzten 12 Monaten.

Positive Entwicklungen bei der Photovoltaik

Ein Lichtblick in der erneuerbaren Energieproduktion ist die Photovoltaik. Während Wasserkraft und Windkraft unter dem extremen Wetter litten, konnte die Photovoltaik aufgrund massiver Zubauten zulegen. Im August 2024 erreichten die Solaranlagen in Österreich eine Stromproduktion von 967 GWh, was einem beeindruckenden Anstieg von 167 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Diese absolute Produktionsmenge ist besonders bemerkenswert, wenn man sie im Zusammenhang mit den Rückgängen bei der Wasserkraft und der Windenergie betrachtet. Im August 2024 fiel die Wasserkraftproduktion um 727 GWh und die Windkraft um 108 GWh im Vergleich zum Vorjahr zurück. Insgesamt ergibt sich daraus eine Minderproduktion von 835 GWh bei Wind- und Wasserkraft zusammen.

Der Anstieg der Photovoltaik konnte somit die gesamte Minderproduktion der beiden größten erneuerbaren Energiequellen (Wasser und Wind) nicht nur ausgleichen, sondern sogar leicht übertreffen. Dies verdeutlicht das immense Potenzial der Solarenergie, besonders in Zeiten, in denen andere erneuerbare Energiequellen wetterbedingt schwächeln.

Sicherung der zukünftigen Stromversorgung

Um die zukünftige Versorgungssicherheit zu gewährleisten und gleichzeitig den Übergang zu umweltfreundlicher Energie zu schaffen, muss Österreich die Diversität seiner erneuerbaren Energien weiter ausbauen. Während Wind- und Wasserkraft wetterbedingt anfällig sind, bietet die Photovoltaik eine wertvolle Ergänzung, die insbesondere in sonnenreichen Zeiten einen Ausgleich schaffen kann. Darüber hinaus sind innovative Speicherlösungen wie Batteriespeicher notwendig, um überschüssige Energie zu speichern und bei Bedarf abzurufen. Ein stabiler Netzbetrieb und die Möglichkeit, bei Engpässen Strom zu importieren, werden ebenfalls entscheidend sein, um wetterbedingte Schwankungen auszugleichen und die Versorgungssicherheit langfristig zu gewährleisten.

Das Stromnetz als Rückgrat der Energiewende

Damit der Ausbau erneuerbarer Energien erfolgreich sein kann, braucht es ein stabiles und gut ausgebautes Stromnetz. Die schwankende Produktion aus Wind, Wasser und Sonne muss zuverlässig ausgeglichen und der Strom effizient zu den Verbrauchern geleitet werden. Ohne diese Netzstabilität drohen Überlastungen und Engpässe. Um solche Situationen zu vermeiden, greifen Netzbetreiber wie die Austrian Power Grid (APG) auf sogenannte Redispatch-Maßnahmen zurück.

Wie funktioniert der Redispatch?

Redispatch-Maßnahmen sind gezielte Eingriffe in die Erzeugungsplanung von Kraftwerken, um das Stromnetz stabil zu halten. Dabei werden kurzfristig Kraftwerke, die eigentlich nicht für die Energieversorgung in diesem Moment vorgesehen waren, hoch- oder heruntergefahren, um die Netzstabilität zu gewährleisten. Im Grunde bedeutet das, dass der Betreiber Kraftwerke in einem Bereich drosselt, in dem zu viel Strom ins Netz eingespeist wird, während gleichzeitig andere Kraftwerke hochgefahren werden, um in einem unterversorgten Gebiet den Bedarf zu decken. Dieser Prozess ist notwendig, um Überlastungen zu vermeiden und eine gleichmäßige Verteilung des Stroms im Netz zu garantieren.

Redispatch Darstellung

Was bedeutet das für die Verbraucher?

Diese Maßnahmen sind zwar entscheidend für die Stabilität des Netzes, sie verursachen jedoch hohe Kosten. Im August 2024 mussten an 19 Tagen Kraftwerke in Österreich in die Netzplanung eingreifen. Die Eingriffe verursachten zusätzliche Kosten von rund 136 Millionen Euro, die letztlich die Stromkunden tragen. Zudem geht durch diese Eingriffe oftmals erneuerbare Energie verloren, da die Einspeisung von Ökostrom gezielt gedrosselt wird, um das Netz nicht zu überlasten. Im Durchschnitt gingen seit Anfang des Jahres monatlich etwa 5.160 Megawattstunden an erneuerbarer Energie durch Redispatch-Maßnahmen verloren – allein im August waren es etwa 720 MWh.

Die Bedeutung langfristiger Investitionen

Diese Herausforderungen verdeutlichen die Dringlichkeit, das Stromnetz zu modernisieren und auszubauen, um die Energiewende erfolgreich zu gestalten. Die APG plant bis 2034 Investitionen in Höhe von 9 Milliarden Euro, um das Netz zu erweitern und zu modernisieren. Diese Investitionen sind nötig, um auch in Zukunft große Mengen an erneuerbarem Strom sicher und effizient zu transportieren. Allein im Jahr 2024 fließen 445 Millionen Euro in Projekte wie den Bau neuer Umspannwerke in Oberösterreich und die Fertigstellung der Salzburgleitung.

Verantwortungsvoller Umgang mit Energie ist entscheidend

Die Entwicklungen im August zeigen, wie wichtig es ist, verantwortungsvoll mit Energie umzugehen. Jeder Beitrag zählt: Ob durch Energieeinsparungen oder den Ausbau erneuerbarer Energiequellen – nur so kann die Energiewende erfolgreich gelingen. Österreich muss jetzt handeln, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

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