Woher kommen die hohen Strompreise?
Die Strompreise an den Börsen steigen seit Anfang 2021 stetig, seit dem letzten Quartal 2021 in einem bisher nie dagewesenen Ausmaß. Kostete die Kilowattstunde Grundlast-Strom für das Jahr 2023 im März 2021 noch 5,5 Cent, sind es im März 2022 über 18 Cent. Die große Kostenexplosion steht uns also noch bevor.
Als Ursachen dafür werden gestiegene Gaspreise und hohe CO₂-Preise ebenso genannt, wie die Tatsache, dass die Sorge vor Energieengpässen die Preise an den Energiebörsen in die Höhe treibt. Doch warum hat ein hoher Gaspreis so große Auswirkungen auf den Strompreis in Österreich, wenn doch ein Großteil unseres Stroms mit Wasserkraft erzeugt wird? Warum steigen die Strompreise so rasant an?
Gaspreis treibt auch den Strompreis
Hierfür gibt es zwei Hauptgründe: Zum einen können Energieproduzenten die von ihnen erzeugte Energie per Knopfdruck über Energiebörsen ins Ausland verkaufen. Der im Inland erzielbare Preis, muss also mindestens dem an der internationalen Börse entsprechen.
Zum Zweiten werden die Energiepreise u.a. durch die sogenannte Merit-Order bestimmt. Diese bestimmt die Einsatzreihenfolge der Kraftwerke und damit den erzielbaren Preis je nach Strombedarf.
Zunächst speisen die günstigsten Produzenten Energie ein (z.B. Wasserkraft), bei erhöhtem Strombedarf werden dann teurere Produzenten (z.B. Gas) dazu geschaltet.
Der Strompreis für alle einspeisenden Produzenten wird dann durch den teuersten Produzenten bestimmt. Kraftwerke, die preiswert produzieren, bekommen also überproportional höhere Erlöse für ihren Strom, wenn zur Auslastung auch nur ein teures Gaskraftwerk benötigt wird.
In der aktuellen Marktsituation verdienen Betreiber von günstigen Wasserkraftwerken Unsummen mit ihrem an sich günstig produzierten Strom.
Ein Gutteil der hohen Strompreise ist also hausgemacht.
Lösungen müssen auf allen Ebenen umgesetzt werden
Machen wir uns nichts vor, die Situation ist dramatisch.
Um einen Kollaps der Wirtschaft zu verhindern, müssen die Energiepreise durch drastische Maßnahmen dauerhaft gesenkt werden. Dafür müssen wir kurz- und mittelfristige Lösungen ebenso betrachten wie Maßnahmen, welche wir als Unternehmer selbst durchführen können und solche, welche auf politischer Ebene betrieben werden müssen.
Kurzfristig kann der außer Kontrolle geratene Energiemarkt nur durch politische Maßnahmen in den Griff bekommen werden.
Eine Senkung oder Aussetzen von Steuern und Abgaben auf Energie ist dabei ebenso geboten wie eine Änderung der Spielregeln bei der Bepreisung von Energie (siehe oben: Merit-Order). In Spanien werden z.B. Betreiber günstiger Kraftwerke verpflichtet, einen erheblichen Teil Ihrer Gewinne, die sie an Strombörsen erzielen, abzuführen.
Erneuerbare Energien schnell ausbauen
Mittelfristig müssen wir den Ausbau der erneuerbaren Energien wie Photovoltaik und Wind forcieren und die Verbreitung von Stromspeichern sowie erneuerbaren Energiegemeinschaften vorantreiben.
Dies senkt die Energiekosten, da mehr günstig lokal erzeugte Energie verbraucht wird. Der Einsatz von teuren Kraftwerken wird nicht oder nur mehr sporadisch nötig, die Preise für die restliche Energie werden damit dauerhaft gesenkt. Aber auch Biogas und Wasserstoff verdienen eine intensivere Betrachtung.
Für Unternehmer wird es unumgänglich, Experten zurate zu ziehen, mit denen gemeinsam Lösungen zur Energiebeschaffung, Eigenproduktion, Speicher von Energie oder dem Beitritt zu Energiegemeinschaften erarbeitet werden.